Sonntag, 29. Juli 2012

Fantastisches aus dem "Aurora" - Die Kluge und der Griesgram

Die Kluge und der Griesgram

Es war einmal ein kleines, kluges Mädchen. Sie war die jüngste von drei Schwestern. Die Älteste war reich, die Mittlere schön und sie klug. Schon mit jungen Jahren wurde sie von allen Leuten im Dorf um Hilfe gebeten und gab ihnen gute Ratschläge. Sie hörte sich die Sorgen an und versuchte die beste Lösung zu finden. Die beiden älteren Schwestern neideten ihrer Schwester die Beliebtheit, so jagten sie sie eines Nachts fort aus dem Dorf in den dunklen, großen Wald hinein.
Sie irrte einige Tage durch den Wald, bis zu auf einen alten Mann traf, der einen verwundeten Hund in den Armen hielt. Sie half dem Mann den Hund zu verarzten und als Dank nahm der Mann sie bei sich auf. Sie lebte von nun an im Wald und lernte von dem Mann alles über Pflanzen und Kräuter und wie sie heilen können.
Als sie eine junge Frau geworden war, verstarb der alte Mann und hinterließ ihr sein Haus und alles was dazu gehörte, unter einer Bedingung. Sie sollte einen Brief an seinen Sohn bringen. So machte sich die junge Frau auf die Suche nach dem Sohn. Nach zwei langen Jahren fand sie ihn in einem fernen Königreich als König auf dem Thron. Der alte Mann war der alte König gewesen und hatte sich in den Wald zurückgezogen, als sein Sohn alt genug war. Der Sohn war ein griesgrämiger Mensch. Er schien an allem und jedem etwas auszusetzen zu haben, als wenn eine schwere Last auf seinen Schultern läge. Obwohl er nie wirklich lachte und froh war, war er trotzdem niemals ungerecht.
Der Brief war das Testament des alten Mannes. Er vermachte darin der Frau seine Resthälfte des Königreichs, also alles bis auf die Thronstadt und die Schlösser. Der König war entsetzt, ob des Testaments, musste sich aber fügen und sein Gesicht wurde noch eine Spur grummeliger. Die junge Frau wollte das Erbe aber gar nicht, mit der Hütte im Wald war sie vollkommen zufrieden, was sollte sie mit einem Königreich? Aber auch an diesen Fall hatte der alte Mann gedacht und dafür eine Klausel in den Vertag geschrieben. Sie konnte das Erbe nur ablehnen, wenn sie fünf Jahre lang an der Seite seines Sohnes im Schloss wohnen würde und der Sohn sie wie eine edle Hofdame behandelte. Schweren Herzens fügten sie sich dieser Bestimmung. Die junge Frau lebte fünf Jahre im Schloss und das Volk und der König lernten ihre Klugheit und ihren weisen Rat zu schätzen. Nach den fünf Jahren ging sie allerdings zurück in ihren Wald. Sie hatte das Leben dort sehr vermisst.
Nun, als sie fort war, merkte der König, wie wichtig die Frau in seinem Leben geworden war und macht sich auf die Suche nach ihr, um sie zu heiraten. Die Suche war beschwerlich, weil er keine Ahnung hatte in welchem Wald sein alter Vater gelebt hatte und als er sie endlich fand, war er überglücklich. Sie war auch froh ihn wieder zu sehen, aber wollte ihn nicht sofort heiraten. Sie würde ihn heiraten, wenn er es schaffte ein Jahr lang mit ihr im Wald zu leben, ohne Kontakt zur Außenwelt.
Der König hatte noch nie wirklich außerhalb des Schlosses gelebt, aber da er sie so sehr liebte und sich ein Schloss ohne sie nicht mehr vorstellen konnte, willigte er ein.
Das Jahr war sehr anstregend für den König. Er hatte Schwierigkeiten mit der Ruhe und Muße umzugehen, die im Wald herrschte und der schweren Arbeit, die nötig war um zu überleben. Aber er schaffte es und fand im Wald seinen Frieden, seine Bitterkeit wich und ließ Güte zurück.
So kehrten die beiden nach einem Jahr als König und Königin zurück. Sie herrschten ihr Reich weise und gerecht und führten ihr Volk in eine glückliche Zukunft. Und hin und wieder kam es vor, dass das Königspaar als arme Bauern gekleidet aus dem Schloss verschwanden und für einige Zeit im Wald lebten.

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