Freitag, 18. Dezember 2009

Der Eigenschaftenladen - Prolog

Ganz am Ende der Stadt in einem heruntergekommen Viertel lebte ein alter Zauberer mit seiner Frau. Die Beiden betrieben, seitdem sie denken konnten, eine kleinen Laden. Den Eigenschaftenladen. In den Regalen fand man kleine Wesen, die viele Menschen gerne besitzen würden. Ganz vorne an der Tür fand man die Hoffnung, direkt neben dem Mut und weit Hinten im Dunklen, den Ehrgeiz und den Neid. Jede nur erdenkliche Eigenschaft war hier käuflich zu erwerben, sei es nun Durchhaltevermögen, Geduld oder Beredsamkeit. Und jede Eigenschaft gab es in verschiedenen Formen, Größen und Farben, denn nicht jeder Mensch verträgt sich mit jeder Eigenschaft gleich gut, man muss schon seine Spezielle finden.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Das Bücherregal

Einleitung
Ein schlauer Mensch hat mir einmal erzählt, Bücher erzählten Geschichten und ganze Leben. Ich habe daraufhin gelacht. "Natürlich tun sie das, es stehen ja auch Geschichten drin", habe ich gesagt, aber heute begreife ich, dass damit etwas anderes gemeint war.
Es ist mal wieder einer dieser typischen Herbstregentage. Alles ist einfach irgendwie nur nass. Es tropft den ganzen Tag Wasser vom Himmel. Kleine Tropfen, großeTropfen und wenn man gerade raus gehen will, weil man meint es wäre weniger geworden, kommt ein ganzer Regenschauer. Auch kann man sich nicht entscheiden, welche Jacke man nimmt. Die Sommerjacke ist zu kalt und die für den Winter zu warm und gescheite Jacken für den Herbst gibt es einfach nicht. Sie halten keinen eizigen Tropfen Regen aus oder sind so hell das selbst ein einfaches Laubblatt, das vom Himmel fällt, Flecken darauf hinterlässt.
Und so ein schöner Herbsttag war, als ich mich entschloss doch lieber im Haus zu bleiben, aber mir war langweilig. Ich brauchte dringend eine Beschäftigung und dann viel mir mein Bücherregal ins Auge. Ich hatte lange nicht mehr gelesen. Irgendwie war immer zu viel anderes zu tun. Erst wollte ich mir einfach ein Buch aus der Regalreihe für "Noch-nicht-gelesene-Bücher" nehmen, aber dann überlegte ich es mir anders. Ich hatte viel Zeit und fing an alle Bücher aus dem Regal zu nehmen, um sie zu sortieren. Ich liebe es Dinge immer wieder neu zu sortieren, je nach Lust und Laune. Im Sommer war der Kleiderschrank schon meinem Umsortierwahn zum Opfer gefallen und jetzt sollte das Bücherregal dran sein.
Und dabei entdeckte ich Geschichten, die in keinem Buch drin stehen. Meine Geschichten. Jedes Buch erzählte für mich eine Geschichte aus meinem Leben. Manchmal waren es nur kurze Erinnerungsfetzen, machmal ganze Monate, die mit einem Buch wieder zu Tage gefördert wurden.
Erstmal stellte sich die Frage, wie sollte ich die Bücher neu sortieren. Nach Thema? Autor? Oder einfach ganz Anders?
Darüber wollte ich mir später Gedanken machen. Erstmal mussten die Bücher aus dem Regal raus. Einfach nahm ich die Ersten zur Hand und stapelte sie auf dem Fußboden. Oben lag das Buch "Die drei Musketiere", eins der wenigen Bücher, die ich noch nicht gelesen hatte. Ich hatte es in einem verstaubtem Antiquariat entdeckt, der Mann hinter der Theke beobachtete mich über seine braune Lesebrille sehr aufmerksam...